Offene See

Offene See 1920 1080
Bella Ciao

England 1946. Der Krieg ist vorbei und die Schule auch. Der junge Robert will noch einmal die Freiheit geniessen, bevor er, wie alle aus seinem Dorf und seiner Klasse, unter Tage arbeiten muss. Er macht sich auf ans Meer, schläft in Schuppen oder Hecken, hilft Bauern auf dem Land und will versuchen, eine andere Welt zu sehen, bevor die Kohle – oder schlimmer noch ein neuer Krieg – gänzlich von ihm Besitz ergreift.

Auf seiner Wanderung in die Freiheit lernt er Dulcie kennen, eine alte Dame, die allein in ihrem Cottage nah dem Meer lebt.  Er hilft ihr, das verwilderte Grundstück wieder in Ordnung zu bringen und lernt im Gegenzug ein ganz anderes Leben kennen, eine Welt in der Kunst, Essen, Denken, Freiheit und Liebe wichtiger sind als Wohlanständigkeit, Pflichterfüllung und Patriotismus.

Vor einiger Zeit fragte mich eine Kundin, warum es so wenig interessante Bücher über Menschen unseres Alters gibt. Ich wusste keine rechte Antwort darauf, die Jugend scheint so viel spannender, wenn alles möglich  zu sein scheint und man sich noch nicht schlecht und recht im Leben eingerichtet hat. Aber Dulcie, die kultivierte, zynische Lady öffnet nicht nur eine Tür in neue Möglichkeiten des Lebens  für Robert – sie ist eine Figur, die auch wir als Leser nicht so schnell vergessen werden.

Der Dumont Verlag hat das Buch dankenswerterweise mit einer Aufmachung versehen, die schon signalisiert, was es für mich ist – ein Kleinod, das man mehr als einmal in die Hand nehmen möchte. Sätze, die leuchten, eine Landschaft in die man hineinspringen möchte und Menschen, die man gern kennengelernt hätte.

Für alle, die ‚Ein Monat auf dem Lande‘ von Carr geliebt haben.

Benjamin Myers:
Offene See
DuMont Verlag
270 Seiten
20 Euro
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