Bücher über Psychotherapie haben mich schon immer fasziniert. Ich wollte wissen, wie Menschen ticken, vielleicht auch, ob sich auch andere manchmal so fremd im eigenen Leben fühlen. Auf einer Zugfahrt nach Hamburg hatte ich vor Jahren die ‚Rote Couch‘ von Irving Yalom verschlungen wie andere einen Thriller.
‚Vielleicht solltest Du mal mit jemandem darüber reden‘ von Lori Gottlieb ist so ein Buch. Eine amerikanische Therapeutin, die schonungslos und mitfühlend über ihre Patienten / Klienten schreibt – und über sich.
Die tiefe Krise, in die sie nach der unerwarteten Trennung vom ‚perfekten Mann‘ gerät, ihre Hilflosigkeit, ihre eigene Therapie – aber auch über die wunderbaren, sonderbaren, verzweifelten Menschen, denen sie als Therapeutin beistehen darf.
John, den gut aussehenden, narzisstischen Hollywood Produzenten, der wissen will, warum er nur von Idioten umgeben ist. Julie, der alles im Leben zu gelingen schien und die sie nun in den Tod begleiten muss. Die depressive Rita, die ihr Leben gründlich vermasselt hat und droht, sich an ihrem 70sten Geburtstag das Leben zu nehmen. Charlotte, die sich immer in die falschen Männer verliebt…
Für alle, die die Romane von Irving Yalom gelesen haben – doch dieses Mal aus der Sicht einer Frau, die kein perfektes Familienleben vorzuweisen hat. Was für eine Erleichterung!
‚Therapie ist wie Pornografie, beides setzt eine gewissen Art von Nacktheit voraus. Beides kann großen Nervenkitzel auslösen. Und beides wird von Millionen von Menschen in Anspruch genommen…‘